Informationen über Kinderpatenschaften
  Susanne
 

Pateninterview

mit Susanne

 

Wenn Sie sich bitte zunächst selbst kurz vorstellen würden.

Ich bin Susanne, 33 Jahre alt, verheiratet, habe einen kleinen Sohn und arbeite zur Zeit (Stand Herbst 2010) mit einer 2/3-Stelle als Gymnasiallehrerin.
Neben Familie und Beruf engagiere ich mich ehrenamtlich in der Plan Aktionsgruppe Erlangen-Nürnberg-Fürth (Plan International Deutschland e. V.) und als Vorsitzende und Team-Mitglied beim Verein Bulungi – Hilfe für Kinder in Uganda e. V.

 

Wie kamen Sie auf den Gedanken eine Patenschaft zu übernehmen?

Ich wollte als Kind schon immer unbedingt eine Patenschaft abschließen, nachdem ich eine Werbeanzeige für CCF in der „Brigitte“ gesehen hatte, die mich sehr beeindruckt hat.

 

Wann haben Sie die erste Patenschaft übernommen?

2000, als ich 23 und Studentin war. Die Patenschaft lief über Plan International. Insgesamt hatte ich zwischen 2000 und 2009 vier Patenschaften bei Plan International in Tansania, Sri Lanka, Ägypten und Kambodscha, 3 Mädchen und 1 Jungen. Auch bei diversen anderen Organisationen im In- und Ausland hatte ich Patenschaften oder Briefpatenschaften, die ich nach deren Auslaufen jedoch nicht erneuerte bzw. ersetzte.

 

Wie viele Patenkinder unterstützen Sie derzeit?

Drei Patenkinder unterstütze ich aktuell selbst finanziell bei Bulungi e. V., ca. 400 Kinder insgesamt unterstütze ich durch die Arbeit in unserem Verein. Darüber hinaus habe ich seit kurzem auch wieder ein Patenkind bei Plan.

 

Wo leben Ihre Patenkinder? Gab es bestimmte Gründe diese Länder zu wählen?

Uganda. Ostafrika hat mich von klein auf fasziniert. Ursprünglich war ich mehr Tansania-Fan, da meine Schule eine Partnerschule in Tansania hatte und ich von dort Videoberichte gesehen hatte, die mich sehr faszinierten. Durch den Kontakt zu den Projekten, die wir jetzt durch den Bulungi e. V. unterstützen, ist Uganda aber inzwischen „mein“ Land in Afrika.

 

Möchten Sie mir die Namen Ihrer Patenkinder verraten?*

Nicholas, Joan, Scovia, Ritta

 

Über welche Organisationen laufen Ihre Patenschaften?

Bulungi e. V., Plan International Deutschland e. V.

 

Um welche Art Patenschaften handelt es sich (Schulpatenschaft, persönliche Patenschaft, Studienpatenschaft, Ausbildungspatenschaft, Projektpatenschaft, Briefpatenschaft etc.)?
Schulpatenschaften bzw. Ausbildungspatenschaften mit persönlichem Kontakt in Form von Briefkommunikation und regelmäßigen Besuchen vor Ort (Bulungi), Projektpatenschaft (Plan)

 

Haben Sie Ihre Patenkinder selbst ausgewählt oder haben Sie die Entscheidung der jeweiligen Organisation überlassen?

Die Patenkinder sind alle selbst gewählt. Beim ersten Bulungi-Patenkind, Nicholas, wählte ich nur nach Name, ohne ein Bild gesehen zu haben. Die anderen beiden lernte ich vor Ort persönlich kennen und übernahm ihre Patenschaften, nachdem sie ihre vorigen Paten verloren.

Beim Plan-Kind wählte ich lediglich Land und Projekt und gab an, dass ich auch ein körperbehindertes Kind unterstützen würde. Somit wurde mir ein 6-jähriges körperbehindertes Mädchen aus einem meiner zwei Wunsch-Projektgebiete zugeteilt.

 

Besteht seitens der Organisation die Möglichkeit, eine Teilpatenschaft zu übernehmen?

Ja, bei Ausbildungspatenschaften bei Bulungi.

 

Erhalten Sie seitens der Organisationen regelmäßige Informationen über Ihre Patenkinder?

Bulungi: Da ich selbst mitarbeite und auch ca. alle 2 Jahre selbst vor Ort bin, erfahre ich sehr regelmäßig, was in dem Projekt und im Leben meiner Patenkinder passiert. Es gibt zudem auch für alle Paten 3x/Jahr Briefe und Zeugnisse und 1x einen Jahresbericht und ein neues Foto. Meist gibt es sogar öfter neue Fotos, nämlich jedes Mal, wenn jemand aus dem Team vor Ort ist. In den letzten 2 Jahren war das je 2x/Jahr. Über aktuelle Entwicklungen oder Ereignisse, die speziell das Patenkind betreffen, halten wir die Paten ggf. auch unter dem Jahr auf dem Laufenden (Tod naher Verwandter, Unfall des Patenkindes, dringender Schulwechsel, Wechsel von der Tagesschule aufs Internat etc.)

Plan: Aus früherer Erfahrung weiß ich, dass es jedes Jahr einen leider oft relativ wenig aussagekräftigen Jahresbericht gibt, der inzwischen Dank noch größerer Vereinfachung noch nichtssagender geworden ist, aber immerhin gibt es auch zwei neue Fotos jährlich. Ich hoffe, mit dem Kind oder den Eltern auch einen Briefkontakt aufbauen zu können. Da ich aber um die Situation von Kindern in Uganda weiß, stelle ich keine allzu großen Erwartungen daran. Die Menschen haben genug mit sich selbst zu tun und damit, ihr Leben von Tag zu Tag auf die Reihe zu kriegen.

 

Schreiben Sie Ihren Patenkindern regelmäßig?*

regelmäßig: ja, häufig: nein

 

Bekommen Sie regelmäßig Post von Ihren Patenkindern?

ja

 

Hatten Sie schon einmal die Möglichkeit mit einem Patenkind per E-Mail oder Telefon zu kommunizieren?*

nein

 

Wissen Ihre Patenkinder voneinander? Und wie war die Reaktion darauf?*

Ja, sie kennen sich alle persönlich (bei Bulungi) und haben kein Problem damit, dass sie zu dritt sind J

 

Haben Sie schon einmal ein Patenkind besucht? Was haben Sie erlebt und wie war das für beide Seiten?*

Ich habe alle Bulungi-Patenkinder bereits 3x im Rahmen von Projektaufenthalten besucht und sie sozusagen jeweils 2 Wochen täglich „live“ miterlebt. Dies alles in Worte zu fassen, würde den Rahmen des Fragebogens mehr als sprengen. Um es in einem Satz zusammenzufassen haben mir die Besuche jedes Mal gezeigt, dass es richtig und wichtig ist, dass ich diese Kinder unterstütze!

Auch ein Plan Patenkind habe ich bereits besucht, der Besuch verlief damals sehr unerfreulich und mit vielen dicken Fehlern seitens Plan (z. B. absichtlich falsche Übersetzung mir gegenüber, ablehnende Haltung der Patenfamilie mir und Plan gegenüber), die bei anderen Menschen evtl. dazu führen würden, dass man der Orga ab sofort misstraut und alle Patenschaften kündigt… ich habe aber dem Ganzen nochmal eine Chance gegeben und finde Plan bzgl. der Handhabung von Patenschaften alles in allem befriedigend (Note 3). Die Projektarbeit von Plan halte ich außerdem für sehr wertvoll.

 

Gab es einen herausragenden Moment in einer Ihrer Patenschaften?*

Jeweils der Zeitpunkt, wo beim Patenkind „der Knoten platzt“ und die Briefe bzw. der Kontakt (ggf. auch „live-Kontakt“) wirklich persönlich werden.

Ein besonderes Erlebnis war es für mich auch, als meine Team-Kollegin Kerstin und ich während eines Uganda-Aufenthalts zusammen mit meinem Patenkind Nicholas seine Großmutter in einem kleinen Dorf besuchten. Das war Verständigung ohne Worte bzw. sprach jeder in seiner Sprache und es klappte irgendwie trotzdem. Insgesamt war es ein sehr netter und lustiger Nachmittag! Am Ende hat das halbe Dorf für uns gesungen und getanzt und wir bekamen zum Abschied ein lebendiges Huhn geschenkt. Die Video-Aufnahmen, die von diesem legendären Besuch existieren, schaue ich mir heute noch gerne an!

 

Wie hat Ihr persönliches Umfeld (Familie, Freunde) auf die Übernahme der Patenschaft reagiert?

Familie: sehr positiv, einige aus der Familie haben sich auch schon an Spendenaktionen beteiligt, aber eine Patenschaft hat außer mir noch niemand abgeschlossen          

alle anderen: generell entweder positiv oder sie äußern sich dazu nicht bzw. wechseln schnell das Thema. Im letzten Jahr haben allerdings mehrere Freunde und Bekannte von mir eine Patenschaft übernommen.

 

Haben Sie Kontakt zu anderen Paten Ihrer Organisation und wird dieser Austausch durch die Organisation gefördert?

Ich habe zu fast allen Bulungi-Paten schon persönlichen Kontakt gehabt, das liegt aber daran, dass ich im Vorstand und Organisationsteam des Vereins mitarbeite.

Generell bieten wir keinen Austausch der Paten untereinander an, dafür gibt es die „Patenwelt“ (Forum). Allerdings sind zu unseren Mitgliederversammlungen, die einmal im Jahr an wechselnden Orten in Deutschland stattfinden, auch immer alle Paten eingeladen. Dort haben sie Gelegenheit, uns, unsere Arbeitsweise und natürlich auch andere Paten kennen zu lernen und mehr über Uganda und die Projekte aus 1. Hand zu erfahren. Einige Paten haben diese Möglichkeit im Lauf der Zeit schon genutzt, aber es würde uns freuen, wenn sich mehr dazu entschließen könnten zu diesem Treffen zu kommen.

 

Sind Sie mit den Organisationen, wo Sie Ihre Patenschaften übernommen haben, zufrieden?

Größtenteils ja, wobei es in der Arbeit mit Uganda immer wieder viele Unwägbarkeiten gibt. Die unregelmäßige Stromversorgung kann dazu führen, dass eine

E-mailkommunikation tagelang nicht möglich ist, in der Regenzeit können manchmal Patenkinder wegen der schlechten Straßenverhältnisse nicht oder nur unter Mühen besucht werden, Krankheiten oder sogar Todesfälle von örtlichen Mitarbeitern erschüttern und immer wieder aufs Neue und machen eine Um- und Neuplanung erforderlich. Den Paten gegenüber bemühen wir uns um eine offene Informationspolitik und um relativ zügige Auskünfte und sind damit bisher gut gefahren.

Bei Plan finde ich hauptsächlich die Projektarbeit und die gezielte Förderung von Mädchen gut. Die Patenschaften stehen im Prinzip nur stellvertretend für ein Projekt, das in Wirklichkeit bespendet wird. Man darf nicht der Illusion erliegen, dass das eigene Patenkind ständig und maßgeblich durch die Patenschaft profitiert, obwohl man das natürlich hofft. Was mir nicht so gut gefällt ist, dass Plan nach außen hin meiner Meinung nach nicht deutlich genug darstellt, dass es sich um reine Projektpatenschaften handelt. Massiv stören mich die Plan-Telefonkampagnen und –bettelbriefe, mit denen man als ohnehin schon Spendenwilliger zusätzlich noch überhäuft wird. Auch die aktuelle „Stitungsgründungswut“ und die permanenten Aufforderungen, selbst Stifter oder Zustifter zu werden, gehen mir etwas gegen den Strich.

 

Würden Sie diese Organisationen weiterempfehlen?

Bulungi: Ja, vorausgesetzt der Pate ist damit einverstanden, dass er u. U. „nur“ 3x/Jahr Post bekommt, da aus organisatorischen Gründen zur Zeit nur 3x/Jahr Post garantiert werden kann. Auch sollte man sich darauf einstellen können, dass nicht immer alles planmäßig abläuft. Es kommt vor, dass es zu Verzögerungen beim Postversand kommt, weil es in Uganda länger dauert, alles einzusammeln oder weil irgendetwas anderes Dringendes dazwischen gekommen ist oder die Post – wie uns kürzlich berichtet wurde – die Briefe nach Deutschland „bunkert“, bis die Zahl groß genug ist, dass es sich lohnt, sie weiter zu leiten...

Das sind aber Dinge, die wir von Deutschland aus nicht in der Hand haben.

Plan: Ja, vorausgesetzt man ist damit einverstanden, ein Projekt und nicht ein Kind direkt zu fördern und kann es verschmerzen, dass „nur“ 80% des Geldes ankommen.

 

Wie ist der Kontakt zu den Organisationen, wenn Sie Fragen haben?

Wir (Bulungi) bemühen uns, Patenanfragen recht schnell zu beantworten, d. h. normalerweise binnen 24 Stunden, in Einzelfällen binnen 48 Stunden. Alles andere kommt so gut wie nie vor. Ich selbst kann mich bei Fragen zu meinen Bulungi-Patenkindern direkt an die verantwortlichen Erwachsenen in Uganda wenden, was natürlich eine Ausnahme darstellt, da viele „normale Paten“ diverser Organisationen dies selbstverständlich nicht können.

Kontakt zu Plan: manchmal sehr nett und zuvorkommend, manchmal leider auch umständlich, teilweise unfreundlich, wenig entgegenkommend – hängt wohl vom jeweiligen Mitarbeiter ab.

 

Falls Sie vorher schon einmal Patenschaften hatten: Haben Sie noch Kontakt zu einem ehemaligen Patenkind?

nein

 

Wie lange besteht / bestand die längste Patenschaft?*

10 Jahre (Plan), 7 Jahre (Bulungi), läuft immer noch

 

Haben Sie schon einmal eine Patenschaft aufgeben müssen?*

Ja, als z. B. fast 2 Jahre nachdem mein erstes Plan Patenkind 18 wurde immer noch keine Abschlussunterlagen an mich kamen und Plan trotz mehrfacher Nachfrage aus Tansania dazu nichts hörte, entschloss ich mich, die Patenschaft, die eigentlich längst abgelaufen war, selbst zu beenden.

 

Sind Sie für eine Patenschaftsorganisation hauptberuflich / ehrenamtlich tätig?*

ja, ehrenamtlich für Bulungi e. V., teilweise gleicht es manchmal vom Zeitaufwand her eher einem Hauptberuf

 

Hat die Übernahme der Patenschaften etwas in Ihrem Leben verändert?*

Ja, mein ganzes Leben hat sich dadurch verändert, v. a. meine Sicht auf die Dinge. Wir jammern hier zum Teil auf sehr hohem Niveau. Wenn man einmal in Uganda gesehen hat, wie Menschen dort leben, muss einem unser Leben hier wie ein Luxusparadies erscheinen. Allerdings habe ich mich z. B. auch von der Sicht verabschiedet, dass „arm“ gleichzeitig auch „gut“ oder „gutherzig“ bedeutet. Viele arme Menschen in Uganda können trotz ihrer schwierigen Lebensumstände zwar sehr fröhlich sein, gleichzeitig habe ich aber niemals so viel Neid, Missgunst und Argwohn und die ständige Furcht, irgendwo zu kurz kommen zu können erlebt (vor allem natürlich bei Erwachsenen). Es herrscht stellenweise auch eine Doppelmoral. Einerseits tiefe Frömmigkeit und gelebter Glaube, andererseits wird im Namen des Glaubens auch viel Schindluder getrieben. Einige schwarze Schafe wie z. B. selbsternannte „Priester“ ziehen in Eigenregie Projekte mit Kindern hoch, um an Geld aus westlichen Ländern zu kommen, sind aber nur sich selbst Rechenschaft schuldig und wirtschaften in die eigene Tasche.

Mir macht es Freude, durch die Arbeit für Bulungi über die Jahre eine positive Entwicklung in einigen der Projekte vor Ort mitverfolgen zu können aber auch, mich zusammen mit dem Team neuen Herausforderungen zu stellen, die sich immer wieder durch plötzliche und unvorhersehbare Änderungen der Situation ergeben können.

 

Befassen Sie sich mit dem Land / der Kultur Ihrer Patenkinder?*

ja

 

Hier ist Platz für Bilder und Persönliches:*

 

 

Hier ist Platz alles, was Sie sonst noch erzählen möchten:*

 

 

Was wünschen Sie Ihren Patenkindern für die Zukunft?

Dass sie ihren Schulabschluss bzw. ihre Berufsausbildung schaffen und später auf eigenen Füßen stehen können, ohne auf fremde Hilfe angewiesen zu sein!

 

 

 

Vielen Dank für dieses Interview sagt Antje von www.patenkinderinfo.de.tl

 

 

* = zusätzliche Angaben - bitte nur beantworten, wenn Sie dies möchten oder wenn die Frage für Sie zutreffend ist

 
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